Landwirtschaft in der DDR

  • Hallö!


    Ich soll demnächst n` Kurzreferat über die Landwirtschaft in der ehemaligen DDR halten.
    Hat da wer Ahnung von und kann mir was Schönes erzählen oder kennt Material (Seiten etc.), die mir helfen könnten???


    Wäre fein! ;) Das Referat, das es hier gibt, hilft mir nämlich kein Stück...


    Liebe Grüße, Steffi!

  • na dann könntest du mit deinem referat diese Lücke füllen :)


    zum thema:


    im i-net gibts bestimmt genügend seiten, die sich mit der DDR und der Landwirtschaft beschäftigen. ich hab aber im moment keinen wirklich passenden zur hand.
    such mal nach "DDR" "LPG" und grenz vielleicht ein.


    zum groben zeitlichen Abriß:


    1945 - 1949
    in der SBZ werden großgrundbesitzer und Kriegsbeteiligte (nach Auffassung der Sowjets also jeder ;) ) entschädigungslos enteignet.
    als Großgrundbesitzer galt damals jeder mit >100ha Landfläche.
    knapp 50% des enteigneten Landes hat man sogenannten "Neubauern" (ca. 250.000 Höfe) zugeteilt. im durchschnitt hatten die dann eine fläche von rd. 8ha zur verfügung.
    die aktion lief unter dem Schlagwort: "Junkerland in Bauernhand" und sollte (dem Sozialismus entsprechend) dafür sorgen, dass menschen auf dem Lande die gleichen bedingungen wie in der Stadt haben sollten...


    zwischen 1952 und 1960
    ging man dann ein wenig planmäßiger an die Sache heran. die Bodenreform der 40er wurde wieder "überarbeitet". man kam auf den Trichter, dass alles noch viel besser werden würde, wenn man alle Bauern dazu überredet, dem Kollektiv beizutreten. das bedeutete, dass die Bauern feste abgaben zu leisten hatten, aber auch Maschinen nutzen durften usw.
    Anfangs hat man das noch auf freiwilliger Basis gemacht, später wurde immer mehr Druck auf die Privatbauern ausgeübt und letztendlich (anfang der 60er) waren fast alle im "Kollektiv". diese Phase lief unter dem Banner der "Bauernbefreiung" (euphemismen wurden auch damals schon von Staat und Politik eingesetzt. heute ist es ein "Nullwachstum", damals eine "Bauernbefreiung"...)
    logische Konsequenz des ganzen: es gab immer mehr Großbetriebe. der unterschied zur Zeit vor '45:
    die Großbetriebe waren in staatlicher hand, großbauern gab es nicht mehr.
    das städtische Leben fand immer mehr einzug in die Dörfer (gezielt wurden Konsums aufgebaut, infrastruktur geschaffen)
    und, was man heute noch sieht und auch in der BRD von statten ging: die Flurstücke wurden um ein vielfaches vergrößert. Wenn nach '45 so ein "Neubauer" 6ha zur verfügung hatte, so war das oft kein zusammenhängendes Stück land mit 200x300m, sondern meist 2 oder 3 "Parzellen" mit vielleicht jeweils 200x100m. dazwischen hatte ein anderer Bauer sein Land, oft getrennt durch einen graben oder Feldweg oder die heute fehlenden "Knicks" (grünstreifen mit Strauch und Niederbaumbewuchs). das wurde alles zusammengeworfen und man erhielt ein großes Feld.
    war einfach effizienter zu bewirtschaften mit großen Maschinen.
    die kleinen Flurstücke von früher, als noch mit Pferd und Pflug geackert wurde, waren verschwunden.


    ab 1963
    die LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) begannen sich allmählich zu spezialisieren.
    sprich: es gab jetzt Großbetriebe, die nur für Milchwirtschaft und aufzucht zuständig waren, andere reine Nahrungsmittelproduktion usw...
    Anfang der 80er gab es in der DDR rund 5000LPGs mit jeweils durchschnittlich rund 5000(!) Hektar.


    je mehr ich jetzt wieder schreibe, desto mehr kommt mir der Verdacht, dass es schon einen entsprechenden thread zu dem thema gibt... auch von mir beantwortet.. hmmmm


    mal schauen...
    edit:


    so, im Bereich "Geschichte" findest du noch was zur DDR.


    im bezug zur Landwirtschaft und "kuriositäten" fällt mir noch folgendes ein:


    jeder Privatperson war es gestattet (und jetz lass mich nicht lügen...), bis zu 3(?) Schweinen, 15(?) Karnickel, eine(?) Kuh, und recht viele Hühner zu halten, ohne gleich in der LPG zu sein.
    das symptomatische für das Kapitalsystem der gesamten DDR war, dass du als nicht-LPG-Mitglied die gelegten Eier deiner Hühner an die LPG verkaufen konntest. die haben dir fast doppelt so viel gegeben, wie die dinger im Konsum gekostet haben.
    das gleiche mit Karnickeln und Schweinen.


    so einen abgezogenen Hasen hast du damals in der DDR nicht unter 25,- bekommen. die LPG hat dir aber über 40,- für ein karnickel gegeben. :rolleyes:


    Das Problem bei der Privathaltung war allerdings die Futtermittelbeschaffung. Schweine kannst du nicht ausschließlich als lebenden Kompostersatz nutzen und Kartoffeln zufüttern... mal brauchen die auch medizinische Versorgung. und deine Hühner werden von den Steinchen, die sie aufpicken auch nicht satt.
    jetzt konnte man aber nicht mal eben zur LPG um die ecke gehen und 10 Sack Weizen und Weizenschrot für den Winter kaufen. war nicht. der staat brauchte alles selbst, bzw verkaufte nix.
    und mal abends aufs Feld gehen und anfangen mit der Sense zu arbeiten... ich glaub, das wär auch nicht gut gekommen...
    da musste man entweder beziehungen haben oder während der Erntezeit auf den abgeernteten Feldern die Ähren aufsammeln, die nicht in den Mähdrescher gekommen sind.
    und selbst davon durfte man nicht mehr als... ich glaub einen Sack mitnehmen. und dann musstest das Korn immer noch aus den Ähren dreschen. somit bleibt von deinem gesammelten Sack nachher nur noch ein Viertel an Korn über...


    es war stellenweise sogar so ein irrsinn...
    Schweinefutter hat man nicht bekommen. gabs nicht...
    "ham wa nich, krieegn wa uch nich wieda rin...." ;)
    und wenn mal was da war, dann war es günstiger, jeden morgen zum Konsum zu fahren, 10 Brote zu kaufen, nach hause, einweichen und fertig ist das Schweinefutter...


    Brot war ohnehin so spottbillig...


    was gäbs noch zu sagen....
    achja. Fuhrpark der LPG. (Tracktor, Mähdrescher etc)
    das gehörte ja keinem. war staatseigentum. und so wurde auch damit umgegangen. ungepflegt, dreckig, kaputt...
    die Garagen einiger ehemaliger LPGs sind für diverse "westinvestoren" zum Kapitalgrab geworden :D
    Ölverseucht, Dieselverseucht, Pestizidbelastet...
    (SachsenAnhalt hat dem cleverweise einen Riegel vorgeschoben. Altlastflächen müssen nur in besonders schwerwiegenden fällen abgetragen und gereinigt werden...)
    es kümmerte ja keinen, ob da mal 2 Liter Öl beim Ölwechsel danebengingen... ob beim Tanken der Diesel aus der Tanköffnung schon rausplätscherte, während der Arbeiter grad essen war... :rolleyes: (oder rauchen... :)) )


    aber die Produktionswut des "real existierenden Sozialismus'" brachte im technischen Bereich nicht zu unterschätzende Fahrzeuge hervor.
    das letzte große Teil war der K700. (ok, der war von russen...)
    damit konntest du noch n Großpflug mit 80cm Pflugtiefe durch lehmigen Boden ziehen :D
    da waren die wessis nich so gut auf dem gebiet :P



    achnaja.. und um umweltauflagen hatte sich damals auch keiner gekümmert. die Gülle kam aufs Feld, wenns in den Graben lief, hat man mal 3 Wochen Pause gemacht (okay, vielleicht etwas überspitzt....)


    nach 1990 wurden die LPGs übrigens umgewandelt in Kapitalgesellschaften, die meisten sind auch heute noch Großbetriebe, weils einfach auch im derzeitigen System wirtschaftlicher ist.


    die Enteignungen nach '45 wurden übrigens vom BHG 1991(?) bestätigt. Die damaligen Eigner der Flächen erhielten daraufhin teilweise eine geringe entschädigung. (weil nach dem Satz für "landwirtschaftliche Nutzfläche" und dem gegenwert in den Jahren 1946-49 gegangen wurde, soweit ich weiß). viele fühlen sich natürlich verarscht, wenn ihr damaliger Acker in Stadtrandlage heute teures Bauland ist... :O


    so, mehr fällt mir echt nicht mehr ein zu dem Thema...
    achdoch, seltsamerweise herrschte in der DDR oft "Fleischmangel". Fleisch war entweder schweineteuer oder schlechte qualität oder es gab ganz einfach nichts.
    der grund: es wurde soooo viel in den Westen verhökert gegen Devisen...
    und auch in einige "Bruderstaaten" gingen die Schweine und Kühe...


    tjo, so war das damals in der DDR...
    das Getreide wurde in offenen Waggons von der Ostseeküste nach Sachsen verfrachtet. und wenns geregnet hat unterwegs, war die hälfte nicht mehr zu gebrauchen :rolleyes:


    wenn du weitere fragen hast, nur zu


    Matthias

  • achja: didaktisch machts sich immer gut, wenn man vergleiche anführt.
    1 Hektar = 100x100 Meter
    1 Hektar = 2 Fußballfelder


    als normaler Bauer mitm Pferd und Pflug (nach '45 die Regel)
    konntest du an einem (vollen) Arbeitstag so rund einen halben Hektar (aber nur bei nem guten Pferd, gutem Boden (nicht zu tonig) und gutem Bauern) pflügen. nur pflügen!


    ich schau mal, ob ich noch bilder finde :rolleyes:


    der K700 (ich such immer noch n Original-Bild...):
    http://www.miqu-modelle.de/Eigene_Modelle/K700/k700.html