berlin I und II von Georg Heym

  • Moin,
    ich breuchte ein paar Denkanstöße zur Interpretation vobBerlin I und II.




    Berlin I


    Beteerte Fässer rollten von den Schwellen
    Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne.
    Die Schlepper zogen an. Des Rauches Mähne
    Hing rußig nieder auf die öligen Wellen.
    Zwei Dampfer kamen mit Musikkapellen.
    Den Schornstein kappten sie am Brückenbogen.
    Rauch, Ruß, Gestank lag auf den schmutzigen Wogen
    Der Gerbereien mit den braunen Fellen.


    In allen Brücken, drunter uns die Zille
    Hindurchgebracht, ertönten die Signale
    Gleichwie in Trommeln wachsend in der Stille.


    Wir ließen los und trieben im Kanale
    An Gärten langsam hin. In dem Idylle
    Sahn wir der Riesenschlote Nachtfanale.


    Berlin II


    Der hohe Straßenrand, auf dem wir lagen,
    War weiß von Staub. Wir sahen in der Enge
    Unzählig: Menschenströme und Gedränge,
    Und sahn die Weltstadt fern im Abend ragen.
    Die vollen Kremser fuhren durch die Menge,
    Papierne Fähnchen waren drangeschlagen.
    Die Omnibusse, voll Verdeck und Wagen.
    Automobile, Rauch und Huppenklänge.


    Dem Riesensteinmeer zu. Doch westlich sahn
    Wir an der langen Straße Baum an Baum,
    Der blätterlosen Kronen Filigran.


    Der Sonnenball hing groß am Himmelssaum.
    Und rote Strahlen schoß des Abends Bahn.
    Auf allen Köpfen lag des Lichtes Traum.


    Hat jemand irgenwie ne Ahnung????


    Antworten bitte nur noch heute oder bis 7uhr früh morgen!
    Vielen Dank!

  • Tach!


    Berlin 1 beschreibt das Industriviertel von Berlin. Um genau zu sein den Haven, dem Umschlagplatz von Waren
    ("Beteerte Fässer rollten von den Schwellen
    Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne." ),
    Reisenden
    ("Zwei Dampfer kamen mit Musikkapellen." ), und dem Arbeitsbereich der Gerber
    ("[...] Der Gerbereien mit den braunen Fellen." ) Gerber brauchen nämlich jede Menge Wasser.


    Es wird in der ersten Strophe die Situation am Hafen beschrieben. Nicht nur, was dort getrieben wird, sondern auch, wie es dort aussieht. Nämlich sehr dreckig.
    "[...] Des Rauches Mähne
    Hing rußig nieder auf die öligen Wellen. ..."
    "[...] Rauch, Ruß, Gestank lag auf den schmutzigen Wogen..."


    Es wird in dem Gedicht eine Stimmung vermittelt, dass die Industrialisierung unaufhaltsam und bedrohlich vornaschreitet.
    Die Stadt wird zu "klein":
    "[...] Den Schornstein kappten sie am Brückenbogen.


    "[...] Hindurchgebracht, ertönten die Signale
    Gleichwie in Trommeln wachsend in der Stille..."


    "[...] Sahn wir der Riesenschlote Nachtfanale."
    Ein Fanal kommt übrigens aus dem griechischen, und ist ein Aufmerksamkeit erregendes Zeichen.


    Berlin 2 folgt heute Abend noch.
    Ich muss weg.


    IdS, oe-floppy

  • Danke,
    hab's kapiert.
    wir hatten im unterricht auch schon Berlin III durchgenommen und da geht es ja auch um die negativen nebeneffekte der inustrialisierung etc.


    ich frag mich jetzt noch was mit "riesenschlote"gemeint ist?
    und ob die zeile mit "hing rußig nieder auf die öligen Wellen"
    einen 7-hebigen Jambus aufweist?
    der rest der strophe ist ja 5-hebig, oder?

  • Nein, also für mich ist die ganze Strophe fünf-hebig.


    Berlin2:
    Hier wird das Leben in der Stadt beschrieben (negativ).
    Der Untergang der Natur "[...] Der blätterlosen Kronen ..."


    Anonymisierung: "[...] Wir sahen in der Enge
    Unzählig: Menschenströme und Gedränge,
    Und sahn die Weltstadt fern im Abend ragen. ..."


    Bebauung des Geländes "[...] Dem Riesensteinmeer zu...".


    Eigentlich wie Berlin 1. Du musst nur die Textstellen herausfiltern, dan klappts auch mit dem Nachbarn.


    IdS, oe-floppy


    [SIZE=1]Edit: Buchstabendreher verbessert und fehlende Leerzeichen eingefügt. [/SIZE]