"Die Kraniche des Ibykus", Schiller Friedrich

  • versiffter_PUNK@web.de


    Hi! Hab ma ne frage an euch: In Deutsch sollten wir "Die Kraniche des Ibykus" lesen und den Zusammenhang (als Geschichte) schreiben. Im Präteritum und 1 Seite müssen wir schreiben. Hab keinen Bock dies zu machen, weil wir schon lauter Tests und Arbeiten in den 2 vergangen Wochen geschrieben haben!!!!!!(voll viele)
    Vieleicht ist ja mal einer so nett und schreibt für mich den Zusamenhang! :D
    Danke!


    CÖ ERDI :P


    "Die Kraniche des Ibykus" , Friedrich Schiller


    Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
    Der auf Korinthus' Landesenge
    Der Griechen Stämme froh vereint,
    Zog Ibykus, der Götterfreund.
    Ihm schenkte des Gesanges Gabe,
    Der Lieder süßen Mund Apoll,
    So wandert' er, an leichtem Stabe,
    Aus Rhegium, des Gottes voll.


    Schon winkt auf hohem Bergesrücken
    Akrokorinth des Wandrers Blicken,
    Und in Poseidons Fichtenhain
    Tritt er mit frommem Schauder ein.
    Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
    Von Kranichen begleiten ihn,
    Die fernhin nach des Südens Wärme
    In graulichtem Geschwader ziehn.


    "Seid mir gegrüßt, befreundte Scharen!
    Die mir zur See Begleiter waren,
    Zum guten Zeichen nehm ich euch,
    Mein Los, es ist dem euren gleich.
    Von fernher kommen wir gezogen
    Und flehen um ein wirtlich Dach.
    Sei uns der Gastliche gewogen,
    Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!"


    Und munter fördert er die Schritte
    Und sieht sich in des Waldes Mitte,
    Da sperren, auf gedrangem Steg,
    Zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
    Zum Kampfe muß er sich bereiten,
    Doch bald ermattet sinkt die Hand,
    Sie hat der Leier zarte Saiten,
    Doch nie des Bogens Kraft gespannt.


    Er ruft die Menschen an, die Götter,
    Sein Flehen dringt zu keinem Retter,
    Wie weit er auch die Stimme schickt,
    Nicht Lebendes wird hier erblickt.
    "So muß ich hier verlassen sterben,
    Auf fremdem Boden, unbeweint,
    Durch böser Buben Hand verderben,
    Wo auch kein Rächer mir erscheint!"


    Und schwer getroffen sinkt er nieder,
    Da rauscht der Kraniche Gefieder,
    Er hört, schon kann er nichts mehr sehn,
    Die nahen Stimmen furchtbar krähn.
    "Von euch, ihr Kraniche dort oben,
    Wenn keine andre Stimme spricht,
    Sei meines Mordes Klag erhoben!"
    Er ruft es, und sein Auge bricht.


    Der nackte Leichnam wird gefunden,
    Und bald, obgleich entstellt von Wunden,
    Erkennt der Gastfreund in Korinth
    Die Züge, die ihm teuer sind.
    "Und muß ich dich so wiederfinden,
    Und hoffte mit der Fichte Kranz
    Des Sängers Schläfe zu umwinden,
    Bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!"


    Und jammernd hören's alle Gäste,
    Versammelt bei Poseidons Feste,
    Ganz Griechenland ergreift der Schmerz,
    Verloren hat ihn jedes Herz.
    Und stürmend drängt sich zum Prytanen
    Das Volk, es fordert seine Wut,
    Zu rächen des Erschlagnen Manen,
    Zu sühnen mit des Mörders Blut.


    Doch wo die Spur, die aus der Menge,
    Der Völker flutendem Gedränge,
    Gelocket von der Spiele Pracht,
    Den schwarzen Täter kenntlich macht?
    Sind's Räuber, die ihn feig erschlagen?
    Tat's neidisch ein verborgner Feind?
    Nur Helios vermag's zu sagen,
    Der alles Irdische bescheint.


    Er geht vielleicht mit frechem Schritte
    Jetzt eben durch der Griechen Mitte,
    Und während ihn die Rache sucht,
    GeniePt er seines Frevels Frucht.
    Auf ihres eignen Tempels Schwelle
    Trotzt er vielleicht den Göttern, mengt
    Sich dreist in jene Menschenwelle,
    Die dort sich zum Theater drängt.


    Denn Bank an Bank gedränget sitzen,
    Es brechen fast der Bühne Stützen,
    Herbeigeströmt von fern und nah,
    Der Griechen Völker wartend da,
    Dumpfbrausend wie des Meeres Wogen;
    Von Menschen wimmelnd, wächst der Bau
    In weiter stets geschweiftem Bogen
    Hinauf bis in des Himmels Blau.


    Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
    Die gastlich hier zusammenkamen?
    Von Theseus' Stadt, von Aulis' Strand,
    Von Phokis, vom Spartanerland,
    Von Asiens entlegener Küste,
    Von allen Inseln kamen sie
    Und horchen von dem Schaugerüste
    Des Chores grauser Melodie,


    Der streng und ernst, nach alter Sitte,
    Mit langsam abgemeßnem Schritte,
    Hervortritt aus dem Hintergrund,
    Umwandelnd des Theaters Rund.
    So schreiten keine irdschen Weiber,
    Die zeugete kein sterblich Haus!
    Es steigt das Riesenmaß der Leiber
    Hoch über menschliches hinaus.


    Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden,
    Sie schwingen in entfleischten Händen
    Der Fackel düsterrote Glut,
    In ihren Wangen fließt kein Blut.
    Und wo die Haare lieblich flattern,
    Um Menschenstirnen freundlich wehn,
    Da sieht man Schlangen hier und Nattern
    Die giftgeschwollenen Bäuche blähn.


    Und schauerlich gedreht im Kreise
    Beginnen sie des Hymnus Weise,
    Der durch das Herz zerreißend dringt,
    Die Bande um den Sünder schlingt.
    Besinnungsraubend, herzbetörend
    Schallt der Errinyen Gesang,
    Er schallt, des Hörers Mark verzehrend,
    Und duldet nicht der Leier Klang:


    Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
    Bewahrt die kindlich reine Seele!
    Ihm dürfen wir nicht rächend nahn,
    Er wandelt frei des Lebens Bahn.
    Doch wehe, wehe, wer verstohlen
    Des Mordes schwere Tat vollbracht,
    Wir heften uns an seine Sohlen,
    Das furchtbare Geschlecht der Nacht!


    Und glaubt er fliehend zu entspringen,
    Geflügelt sind wir da, die Schlingen
    Ihm werfend um den flüchtgen Fuß,
    DaP er zu Boden fallen muß.
    So jagen wir ihn, ohn Ermatten,
    Versöhnen kann uns keine Reu,
    Ihn fort und fort bis zu den Schatten
    Und geben ihn auch dort nicht frei.


    So singend, tanzen sie den Reigen,
    Und Stille wie des Todes Schweigen
    Liegt überm ganzen Hause schwer,
    Als ob die Gottheit nahe wär.
    Und feierlich, nach alter Sitte
    Umwandelnd des Theaters Rund
    Mit langsam abgemePnem Schritte,
    Verschwinden sie im Hintergrund.


    Und zwischen Trug und Wahrheit schwebet
    Noch zweifelnd jede Brust und bebet
    Und huldigt der furchtbarn Macht,
    Die richtend im Verborgnen wacht,
    Die unerforschlich, unergründet
    Des Schicksals dunklen Knäuel flicht,
    Dem tiefen Herzen sich verkündet,
    Doch fliehet vor dem Sonnenlicht.


    Da hört man auf den höchsten Stufen
    Auf einmal eine Stimme rufen:
    "Sieh da! Sieh da, Timotheus,
    Die Kraniche des Ibykus!" -
    Und finster plötzlich wird der Himmel,
    Und über dem Theater hin
    Sieht man in schwärzlichtem Gewimmel
    Ein Kranichheer vorüberziehn.


    "Des Ibykus!" - Der teure Name
    Rührt jede Brust mit neuem Grame,
    Und, wie im Meere Well auf Well,
    So läuft's von Mund zu Munde schnell:
    "Des Ibykus, den wir beweinen,
    Den eine Mörderhand erschlug!
    Was ist's mit dem? Was kann er meinen?
    Was ist's mit diesem Kranichzug?" -


    Und lauter immer wird die Frage,
    Und ahnend fliegt's mit Blitzesschlage
    Durch alle Herzen. "Gebet acht!
    Das ist der Eumeniden Macht!
    Der fromme Dichter wird gerochen,
    Der Mörder bietet selbst sich dar!
    Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
    Und ihn, an den's gerichtet war."


    Doch dem war kaum das Wort entfahren,
    Möcht er's im Busen gern bewahren;
    Umsonst, der schreckenbleiche Mund
    Macht schnell die Schuldbewußten kund.
    Man reißt und schleppt sie vor den Richter,
    Die Szene wird zum Tribunal,
    Und es gestehn die Bösewichter,
    Getroffen von der Rache Strahl.

  • Gruß!


    @ Interstar: Danke für das Setzen des Links!


    erdi77:


    Erstmal ein paar Hintergründe:


    Der griechische Dichter Ibykos (6. Jhd. v. Ch.) schrieb - soweit ich weiß - Chorlieder mit mythologischen und erotischen Inhalt. Die Sage seiner Ermordung hat Schiller aufgegriffen, und in der Ballade "Die Kraniche des Ibykus" verarbeitet. (Kraniche waren angeblich Ibykos' Glückstiere) Interessanterweise mußte Schiller während der Entstehungsphase der Ballade Goethe um Rat fragen, da Schiller noch nie einen Kranich gesehen hatte.
    Hier gibt es noch ein paar zusätzliche Infos zu den Kranichen des Ibykus. Zur Interpretation kann ich leider nur wenig sagen. Nur soviel: Schiller war philantrop, und setzte sich für Gerechtigkeit ein (Offensichtlich ein Resultat aus seiner Armeezeit). Folgendes Zitat sagt dies am besten aus: »Würde des Menschen. Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen. Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst.« Auf dieses Zitat würde ich die Interpretation der Kraniche des Ibykus aufbauen.
    PS: Viele Dichter verarbeiten in ihren Werken ihre Erfahrungen oder Wünsche. Ein Blick in den Lebenslauf von Schiller kann daher eine wahre Interpretationshilfe darstellen.


    Grüße, oe-floppy