hat nichts mit Schule zu tun - bräuchte mal Hilfe wegen Zeiteinschätzu

  • hallo ihr alle,


    in der Familie meiner Freundin wird seit Generationen (sagt zumindest ihre Oma) erzählt, wie sie früher gelebt haben.
    Meine Freundin und ich haben uns gefragt, ob die Geschichte so wohl richtig ist und wenn ja, zu welcher Zeit sie stattgefunden hat.
    Ich kann das jetzt leider nicht so genau wiedergeben, aber zum Ort weiß ich folgendes:


    Das Haus, wo sie gewohnt haben, war hinter einem Deich, wenn man dort war, konnte man das Meer rauschen hören. (Wir vermuten, dass es in St.Peter-Ording war)
    Es war recht klein, hatte nur ein Zimmer und war recht dunkel. Dort lagen Körbe rum, in denen Wolle lag oder vielleicht auch was aus Wolle gesponnenes, möglicherweise auch die Spinnräder darin. Zur "Küche" gehörte ein Herd, so eine Mischung aus einem Kachelofen und einem Karmin, auf dem eine Katze lag. Die Frau (die zur Familie gehörte) hatte 3 Kinder, alle waren recht dreckig und hatten keine gute Kleidung, die Frau selbst trug ein Kleid oder einen Rock. Zu essen gab es Grießbrei oder sowas, mit einem großen Löffel wurde es in schüsselähnliche Gefäße getan.


    Das ist das, was ich zum Hintergrund weiß. Ich weiß, es ist sehr wenig, aber hat vielleicht trotzdem jemand Ahnung, zu welcher Zeit man so also recht ärmlich) gelebt haben könnte?
    Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn mir jemand antworten würde!


    LG! :)

  • Theoretisch ist der Zeitraum riesig. Denn sozialschwache Familie haben sicher auch noch im letzten Jahrhundert so gelebt. Deshalb kannst du nicht erwarten, dass man mit so wenigen Anhaltspunkten eine Zeitlicheeinordnung korrekt macht.


    Als untere Grenze würde ich das 16. Jahrhundert (1530 erfand der Steinmetz Johann Jürgens aus Wattenbüttel das erste praktisch bewährte Tretspinnrad) angeben. Als obere Grenze die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg.


    Für wahrscheinlich halte ich das 17., 18., 19. und den Anfang des 20. Jahrhunderts.

  • Hallo!


    Ich würde mich Chepheidens Meinung anschließen. Aber auf das 17./frühes 18. Jahrhundert würde ich mich nicht festlegen. Wenn unter der Beschreibung "Kachelofen/Kachelkamin" das verstanden wird, was man heute (noch ?) darunter versteht, hätte diesen sich eine Familie, die nur einen Raum zum Leben hat, zu dieser Zeit kaum leisten können. Könnte natürlich auch sein, dass mit "Kachelofen/Kamin" ein gemauerter Lehmziegelofen gemeint ist. Dann könnte auch das 17. Jahrhundert möglich sein. Desweiteren ist die Frage, was die Oma deiner Freundin als "seit Generationen" definiert. Angenommen, die Familienerzählung begann 2 Generationen vor der Oma (also 4 Generationen vor der Geburt Deiner Freundin), mit dem Geburtsdatum von ca. 1930 (der Oma), und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 50 Jahren, errechnet sich dadurch ein Ursprung der Familienerzählung von zirka 1830. Ob das wirklich der Fall ist, wird wohl kaum jemand noch herausfinden können. Aber da die Oma "seit Generationen" benutzt, würde ich schon um 2 Generationen seit der Geburt der Oma zurückrechnen. Die Aussage mit dem dunklen Zimmer könnte auch ein Indiz dafür sein. Zwar lebte man in Arbeitervierteln zu Zeiten des industrieellen Aufschwungs in Deutschland, insbesondere der 1920er Jahre, in einem Raum, der klein und dunkel war, doch die Leute arbeiteten in einer Fabrik bis zu 16 Stunden und mehr pro Tag, und die Wohnung war eine von vielen in einem Haus. Das lange Arbeiten, und der trotzdem so geringe Lohn würde ein Zubrot durch Wollerzeugnisse rechtfertigen, aber da auch von einem kleinen Haus die rede ist, halte ich die Erklärung mit dem Arbeiterviertel für sehr unwahrscheinlich, womit das 20. Jahrhundert wegfällt. Außer natürlich die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Umsiedler oder Ausgebombte lebten nach dem Krieg auch in kleinen... Holzverschlägen. Da um das 18./19. Jahrhundert kleine Fenster "in" waren, (Fensterglas sehr teuer, bzw. überhaupt keine Fenster, sondern nur ein relativ kleines Loch in der Wand mit einem Stofferzeugnis davor (zB. ein alter Lappen, damit im Winter der Wind nicht so hereinpfeift), bzw. auf Grund des Baustils (Hier bin ich regionell vorbelastet. Alte Häuser sind für mich immer im fränkischen Baustil gebaut. Norddeutsche Baustile kenne ich leider nicht, und kann mich daher zu der Größe der Fenster nicht äußern.) würde ich weiterhin zum 18./19. Jahrhundert tendieren (17. Jahrhundert sowieso).



    Grüße, oe-floppy

  • öhm, floppy?! Wie schaffst du es mit 2 Generationen 100 Jahre zu überbrücken? Und das noch zur damaligen Zeit.
    Für eine Generation würde ich ca. 25 Jahre annehmen. Wie alt die Leute werden ist dabei nicht der entscheidene Faktor. Entscheident ist der Zeitpunkt an dem die Nächste genartion auf die Welt kommt und das ist im durchschnitt der letzten 1000 Jahre bei ca. 25 Jahren (schätzung). Wobei man beachten sollte, dass das erste Kinder früher im Schnitt schon mit 21 Jahren kam.


    Somit wären 4. Generationen vor der Freundin ca. 1871 ( :) Wer weiss was da war kriegt ein Bienchen)


    Aber ich denk mal das kan keiner so genau festlegen. Und es kommt auf die Familiengeschichte an. Meine Oma ist z.b. 1912 geboren. Somit würde das schon wieder fast 20 Jahre von deiner und meiner Schätzung abweichen. Ich denke man kann sich auf das 19. Jhd. einigen (wenn 4 Generationen vorher)



    Deien Aussage mit Fabriken usw. halte ich für falsch. Er sagte etwas von SPO, was bekanntlich in Nordfriesland liegt und sich Mitte des 19. Jahrhunderts zum Fremdenverkehrsord entwickelte.
    Ich bezweifle ernsthaft, dass sie Fabrikarbeiter waren. Für mich klingt das alles eher nach ländlichen Räum. Denkbar wären sehr arme Bauern (,Landknechte) oder ähnliches.


    Ich kann auch falsch liegen, aber wie gesagt das waren niemals Fabrikarbeiter. Das 20. Jhd. kann man wohl auch streichen. Selbst nach dem Krieg ging es den Leuten, wenn ich mir die Geschichten meiner Großeltern anhöre, besser (Landbevölkerung).


    Hier ein paar Bilder von guten Häuseren im 19. Jhd


    Übrigens die Kochstelle die er beschreibt war wunderbar im "Schwarzwaldhaus 1902" zu sehen. Gut das ist in Süddeutschland, aber so großartig werden die Lebensbedingungen sich nicht unterscheiden.


    Ist zwar nicht ganz das was ich meine aber auch "hübsch"
    http://www.heide-nordsee.de/HEIDE/Museum/Groth/ofen.jpg

  • Hallo Chepheiden!


    "öhm, floppy?! Wie schaffst du es mit 2 Generationen 100 Jahre zu überbrücken? Und das noch zur damaligen Zeit.
    Für eine Generation würde ich ca. 25 Jahre annehmen. Wie alt die Leute werden ist dabei nicht der entscheidene Faktor. Entscheident ist der Zeitpunkt an dem die Nächste genartion auf die Welt kommt und das ist im durchschnitt der letzten 1000 Jahre bei ca. 25 Jahren (schätzung). Wobei man beachten sollte, dass das erste Kinder früher im Schnitt schon mit 21 Jahren kam."


    Die die durchschnittliche Lebenserwartung wurde daher gedrückt, da viele Menschen schon im Kindes/Jugendalter starben. Da diese aber meines Wissens nach auch in solche Statistiken mit einfließen, drückt dies den Schnitt gewaltig. Wer also ein relativ gutes Immusystem hatte, und wer - als Frau - bei der Geburt eines Kindes keine Komplikationen bekam, konnte sehr alt werden. Viele mittelalterliche Kriegsherren haben sogar ein stattliches Alter erreicht.


    Wie es in SPO aussieht weiß ich leider nicht, kann sein, dass ich mit den Fabriken falsch lag. Aber ich habe ja sowieso von vornherein ausgeschlossen, dass die Leute Fabrikarbeiter waren. Weiterhin glaube ich nicht, dass es sich um Bauern gehandelt hat. Dann wären nämlich die Tiere (Schafe) mit erwähnt worden. Jemand, der sich nur ein Haus hätte leisten können, hätte auch sein Getier im Haus gehabt. Zumindest im Winter bei -20 Grad, was sich höchst wahrscheinlich weitererzählt hätte. Deiner Vermutung, dass die Leute Knechte gewesen sein könnten, würde ich mich anschließen. Des weiteren sind meine Aussagen reine Vermutungen, was ich in meinem Text auch geschrieben habe. Kann natürlich sein, dass ich mich mal wieder extrem blöde ausgedrückt habe - Im Sinne von Schachtelsatz -, und meine Intentionen falsch interprätiert werden (können). Werd' ich wohl gleich noch mal lesen müssen.


    Grüße, oe-floppy

  • Zitat

    Original von oe-floppy
    Die die durchschnittliche Lebenserwartung wurde daher gedrückt, da viele Menschen schon im Kindes/Jugendalter starben. Da diese aber meines Wissens nach auch in solche Statistiken mit einfließen, drückt dies den Schnitt gewaltig. Wer also ein relativ gutes Immusystem hatte, und wer - als Frau - bei der Geburt eines Kindes keine Komplikationen bekam, konnte sehr alt werden. Viele mittelalterliche Kriegsherren haben sogar ein stattliches Alter erreicht.


    Ich glaub da gibt es ein Missverständnis zwischen uns. Das mit der Lebenserwartung ist ja alles richtig, aber darum ging und geht es mir nicht. Es geht darum wie lange du für eine Generation ansetzt. Du sagt das eine Generation 50 Jahre sind, was seiner Lebenserwartung entspricht. So kann man das aber meiner Meinung nach nicht zählen. Denn Es gab ja Großfamilien bei denen bis zu 5. Generationen in einem Haus bzw. Hof gelebt haben. Das würden nach deiner rechnung 200 bis 250 jahre ausmachen. So kann man das also nicht zählen.
    Is aber insgesammt egal. Fakt ist dass die Familie wohl um 1850-1900 gelebt hat. Und wohl in einer Art Knechtschaft oder sonstige besitzlose Leute waren.

  • danke euch beiden für eure Mühe! ;)
    hmm, also von 1850 bis 1900 wäre ein Anhaltspunkt - 1875 ist St.Peter-Ording gegründet worden, das käme dann vielleicht gut hin...


    ansonsten ist mir noch eingefallen, soll es im Haus dunkel gewesen sein, also Licht gab es noch nicht, so viele Kerzen wohl auch nicht...


    und es war Sommer, also waren da keine Schafe im Haus....

  • Naja, elektrisches Licht wurde erst mit der Glühlampe von T.A. Edison (1879) wirtschaftlich nutzbar (Er hat sie nicht erfunden). Das bedeutet aber auch noch lange nicht, dass sich arme Leute diese leisten konnten. ich denke das war auch 30 Jahre später noch nicht soweit. In der Hinsicht ist das mit dem elektrischen Licht nicht wirklich ein anhalts punkt. Anders wäre es, wenn sie bereits elektrisches Licht besessen hätten.

    Zitat

    1875 ist St.Peter-Ording gegründet worden

    Das ist meiner Meinung nach nicht richtig!
    St- Peter-Ording gibt es offiziell erst seit 1967, als St. Peter und Ording eine Gemeinde wurden.
    Die Orte St. Peter und Ording sind aber deutlich älter als 1879. Um diese Zeit begann man aber mit der Touristischen Erschließung der Region.


    --> St. Peter-Ording - Geschichte